Universität Rostock, Arbeitsstelle Politische Bildung am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften, Historisches Institut
Die Universität Rostock wurde 1419 gegründet. Sie ist damit die älteste Hochschule im Ostseeraum. Mit ihrem Leitspruch „Traditio et Innovatio“ ist die Universität heute eine moderne Bildungsstätte mit einem überdurchschnittlich breiten Fächerspektrum, das etwa 15.500 Studierende nutzen.
Die Arbeitsstelle Politische Bildung am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften an der Universität Rostock hat ihren Schwerpunkt in der Didaktik der Sozialwissenschaften und in der Forschung (Rechtsextremismus/Prävention). Im Gesetz über die Lehrerbildung in Mecklenburg-Vorpommern vom 4. Juli 2011 heißt es:
§ 1(1) Die Lehrerbildung hat zum Ziel, Lehrkräfte umfassend zur Wahrnehmung des Bildungs- und Erziehungsauftrags des Landes zu befähigen, sodass sie die Schülerinnen und Schüler zu eigenständigem Denken und Handeln und zu selbstorganisiertem Lernen führen können. Ziel von Lehrerbildung ist darüber hinaus, Schüle-rinnen und Schüler bei der Entwicklung zur mündigen, vielseitig entwickelten Persönlichkeit zu begleiten, die im Geiste der Geschlechtergerechtigkeit, Toleranz und Wertschätzung von Vielfalt bereit ist, Verantwortung für die Gemeinschaft mit anderen Menschen und Völkern sowie gegenüber künftigen Generationen zu tragen…. Sie soll die Lehrkräfte qualifizieren, eigenständig und verantwortungsbewusst die ihnen im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung übertragenen Aufgaben zu erfüllen …
§ 5(6) In allen Lehrämtern sind die bildungswissenschaftlichen und praktischen Anteile grundsätzlich unter Berücksichtigung des Leitbildes der Inklusion auszugestalten. Die Bereiche Medienpädagogik, Sozialpädagogik, Sonderpädagogik, Politische Bildung oder Politische Philosophie sowie Sprecherziehung sind verpflichtende Bestandteile in allen Lehrämtern.
Erfahrungen zeigen, dass der Beginn des klassischen Geschichtsunterrichts sehr spät liegt. Die Arbeit mit Klassen des jüngeren Schulalters belegt ein großes Interesse und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Rechtsextremismusprävention. Die Befähigung aller Lehramtsstudierenden – egal welcher Fachrichtung – diesen Erziehungsauftrag umzusetzen, liegt an der Universität Rostock künftig in der Verantwortung des o. g. Instituts.
Die Aufgabenstellungen des Instituts, die Didaktik der Sozialwissenschaften und die Forschung zu Rechtsextremismus und dessen Prävention können im Projekt sinnvoll miteinander verknüpft werden. Die Arbeitsstelle sieht sich im Projekt vor allem als didaktischer Berater und Ideengeber für den Bereich der Rechtsextremismusprävention. Angestrebt wird die Entwicklung von Modulen für die schulische Arbeit mit jüngeren Schülern zur Unterstützung der Demokratieerziehung, Menschenrechtsbildung und der historischen wie politischen Bildung und zur Untersetzung des Motivs der Erziehung nach dem Holocaust. Im jüngeren Schulalter müssen die Grundlagen für eine spätere fachlich tiefer gehende historische Auseinandersetzung gelegt werden. Der zentrale Blick im Rahmen dieses Projekts liegt daher nicht auf der Vermittlung fachlicher Inhalte, sondern auf der Stärkung sozialer und methodischer Kompetenzen. Das Interesse besteht darin, fächerübergreifende Module für die schulische Arbeit mit Schülerinnen und Schülern jüngerer Klassenstufen (ca. Klassen 4-7) zu entwickeln. Grundlage für die Module sind Projekte, die an den teilnehmenden Schulen bereits ausprobiert bzw. konzipiert, jedoch didaktisch und methodisch noch nicht (ausreichend) aufbereitet wurden. Die Begleitung durch die Universität soll dies sicherstellen, um übertragbare Best-Practice-Beispiele zu entwickeln. Zudem sollen diese als Fallbeispiele in die Lehrerausbildung im Bereich politische Bildung und in die Lehrerfortbildung (3. Phase der Lehrerausbildung) einfließen.
Das Historische Institut an der Universität Rostock verbindet in Forschung und Lehre regionale Schwerpunkte mit einer zunehmend komparatistischen europäischen Ausrichtung. Am Institut werden Studierende für Geschichte für die Lehrämter Grundschule, Regionalschule, Gymnasium und Sonderschulpädagogik ausgebildet. Im fachdidaktischen Studium befassen sie sich insbesondere mit Fragen der Lehr- und Lernbarkeit historischen Denkens sowie der Planung, Durchführung und Evaluation von Geschichtsunterricht. Die Geschichtsdidaktik befasst sich mit allen schulischen und außerschulischen Vermittlungsprozessen von Geschichte. Aus geschichtsdidaktischer Perspektive ist die späte Thematisierung des Holocaust im Unterricht zu überdenken. Regionalgeschichtliche Bezüge und biografische Zugriffe mit direktem Bezug zur Lebenswelt der Kinder und deren konkreten Fragen sollten für eine frühzeitige Sensibilisierung genutzt werden. Dabei ist auf eine positive Orientierung in der Auseinandersetzung mit dem Thema zu achten.
Das Projekt soll in die Ausbildung von Lehramtsstudierenden der Fächer Geschichte/Sachunterricht eingebunden werden, die im Rahmen von Praktika Teilergebnisse umsetzen könnten. Die Studierenden sollen sich insbesondere mit Fragen der Partizipation von Schüler/innen an gegenwärtiger Geschichtskultur und den altersspezifischen sowie medial-methodischen Besonderheiten des Geschichtsinteresses am Holocaust und der Vermittlungsformen im jüngeren Schulalter befassen. Die Geschichtsdidaktik trägt zur Evaluation des Projektes bei. Angestrebt wird, dass Studierende in Qualifizierungsarbeiten Bedingungen, Verläufe und Ergebnisse des Projektes untersuchen und die Wirkung angewandter Vermittlungsmethoden beobachten. Die Untersuchungsergebnisse werden für unterrichtliches Handeln bereitgestellt. Dazu zählt insbesondere die fachdidaktische Fundierung vorhandener und neuer Lehr- und Lernmaterialien in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern.